Text: Elena Baur und Jacqueline Miller
Ein gefühlsvoller Clown in Carmen
Es gibt immer diesen einen Tag im Schuljahr, an dem wir Zehner uns außerschulisch kulturell berieseln lassen: Die Kulturfahrt nach Stuttgart.
Zunächst stürmten wir mit unserer Lehrerschar, Anke Ziemen-Theromale, Maria Mößlang, Stefan Kohler, Mario Maute, Karina Bodenmüller, Christine Eisele und sogar der Pensionär Reiner Ottilinger und seine Frau, die Staatsgalerie, in der wir eine sehr verrückte Führung durch die Kunstepoche des Realismus bis zum folgenden Impressionismus bekamen. Am meisten beschäftigten wir uns mit dem Vergleichen und Beschreiben der unterschiedlichsten Bilder. Ein Schwerpunkt lag hierbei auf Claude Monets weltberühmter impressionistischer Malerei „Felder im Frühling“ von 1887. Welcher Witz sich in den Werken von Pablo Picasso verbergen kann, wurde uns eindrücklich vor Augen geführt, was dem ein oder anderen unangenehm erschien. Doch wir nennen es beim Namen: Ein Ständer. Ein weiterer Höhepunkt des Aufenthalts war sicherlich ein Werk des im Verborgenen lebenden Streetartkünstler Banksy. In Stuttgart hängt derzeit Banksys „Love is in the bin“. Das Werk erregte im vergangenen Jahr große Aufmerksamkeit, als es sich, kurz nachdem es bei einer Auktion verkauft wurde, teils mit einem eingebauten Schredder selbst zerstörte.
Nach dieser etwas anderen Führung hatten wir die lang ersehnte Pause in der Stadt. Essen, essen und noch mehr essen stand auf dem Programm. Danach ging es weiter zur Staatsoper.
Jeder kennt den Clown Joker oder Pennywise. Daher darf in der Oper „Carmen“ von Georges Bizet ein Clown nicht fehlen. Ein mitreißendes Beziehungsdrama. Ich meine, wer bringt schon seinen Schwarm aus Eifersucht um? Das Opernstück, welches bereits 2006 von Sebastian Nübling inszeniert wurde, handelt von José, welcher seine Verlobte Micaela für die verführerische Carmen verlässt, um seinerseits von ihr verlassen zu werden, weil sich Carmen Escamillo, einem Stierkämpfer zuwendet. Um seine Geliebte wieder ganz zu besitzen, tötet José Carmen. Josés ständiger Begleiter, der laubfroschgrüne Clown, der vom Regisseur hinzugefügt wurde, spiegelt mit viel Charme und Nachdruck Josés Gefühls- und Gedankenwelt. Wer also seine Bauchmuskeln trainieren möchte, sollte unbedingt Operndarsteller werden, da diese ungewöhnlich lange in einer Position verharren. Wir haben alle die Erfahrung gemacht, dass die Oper ein einmaliges Erlebnis ist und bleibt.