Manfred Mai besuchte zum wiederholten Male die Realschule und zog seine jungen Zuhörer in den Bann. Viele der Fünftklässler hatten schon einen persönlichen Bezug zum bekannten Schriftsteller aus Winterlingen, viele der anderen haben spätestens jetzt einen gewonnen. Der Kontakt und das Zusammenspiel mit den Schüler*innen liegt Mai am Herzen, er möchte für „seine Schulen in Winterlingen“ ein konstanter Ansprechpartner sein und zusammen mit ihnen nachdenken. Seine Geschichten seien „wahrmöglich“ – erfunden und doch so passiert. Manfred Mai verriet den Schüler*innen, dass so manche Figur aus seinen Büchern ihren Ursprung tatsächlich aus Beobachtungen von Menschen aus Winterlingen habe.
Seine große Sorge um den Verlust der Lesekompetenz, jeder fünfte Schüler*in der Grundschule kann Studien zufolge nicht mehr sinnentnehmend lesen, treibt Manfred Mai dabei an. So würden Punkte und Striche auf Papier doch nur lebendig durch jemanden, der sie entschlüssle und dadurch neue Bilder und ganze Welten in seinem Kopf erschaffe. Schüler*Innen seien oft nicht mehr in der Lage zuzuhören und die gewonnenen Informationen zu verarbeiten. Auch für das „Gehirn im Sack“ wurden deutliche Worte gefunden: Maschinen dürfen uns vieles abnehmen, aber nicht das Denken! Fantasie und Kreativität blieben weiterhin in Menschenhand.
Die Nachfrage eines Schülers brachte die Zuhörer besonders zum Staunen. Ungefähr 200 Bücher gehören zum großen Repertoire des Schriftstellers, von Pappbilderbüchern und Erstlesebüchern, über Romane bis hin zu Sachbüchern. Ganz nach dem Motto „Geschichte ist keine Vergangenheit, sondern auch Gegenwart“ wird die „Deutsche Geschichte“ momentan überarbeitet und um jeweils ein Kapitel über das Klima, Corona und politische Gruppierungen wie die Reichsbürger ergänzt.
Nachdem Manfred Mai bereits im November zusammen mit Robin Mesarosch, dem Bundestagsabgeordneten aus unserem Wahlkreis, an der Realschule war, hielt er sein Versprechen und besuchte auch die Schüler*innen der Klassen 8 erneut, um ihnen vorzulesen. Mit „Nichts als die Freiheit“ und „Das verkaufte Glück: Der lange Weg der Schwabenkinder“ liest Manfred Mai den Jugendlichen ganz bewusst aus Büchern vor, die etwas mit Aufbrüchen zu tun haben und damit, dass man aktiv werden muss, wenn man etwas verändern möchte. Die Schüler*innen werden mitten in der Schule behutsam in vergangene Zeiten gelotst, die sich bildreich in Köpfen spiegeln – so schön kann es sein, wenn man Zuhören darf.